Was DIDIP über die Digitalisierung in Marketing, Vertrieb und Service auf der HANNOVER MESSE 2025 gelernt hat.

Autor
Alexander Bobzien
Managing Partner & Co-Founder
DIDIP | Die Digitalisierungs-Partner
Die Industrie steht im Jahr 2025 vor tiefgreifenden Veränderungen, und das nicht erst wegen der gelinde gesagt volatilen Zollpolitik der USA unter Donald Trump. Digitalisierung, vernetzte Produktion und neue Technologien wie Artificial Intelligence (AI), Robotik oder Wasserstoff prägen die aktuelle Diskussion.
Auf der HANNOVER MESSE 2025 – einer der wichtigsten Industrie-Leitmessen – präsentierten vom 31. März bis 4. April rund 4.000 Aussteller aus Maschinenbau, Elektro- und Digitalindustrie sowie Energiewirtschaft innovative Lösungen für Produktion und Energieversorgung.
Die Bandbreite reichte von AI-gestützter Fertigungsoptimierung über automatisierte Prozesse bis hin zum Einsatz von Wasserstoff in ganzen Anlagen. Vertreten waren globale Technologiekonzerne ebenso wie mittelständische „Hidden Champions“, Forschungsinstitute und mehr als 300 Start-ups.
So vielfältig die Innovationen der Industrie 4.0 auch sind – für B2B-Unternehmen ergibt sich daraus vor allem eine zentrale Herausforderung: Wie lassen sich derart komplexe Technologien und Lösungen effektiv an Geschäftskunden vermitteln?
Die Antwort liegt auf der Hand: Marketing-, Vertriebs- und Service-Teams in B2B-Unternehmen müssen ihre digitale Kommunikationsstrategien weiterentwickeln, um die Vorteile dieser Innovationen verständlich zu erklären, Vertrauen aufzubauen und nachhaltige Geschäftsbeziehungen zu fördern.
Dabei hat sich die Digitalisierung im B2B-Marketing und -Vertrieb bedingt durch die Pandemie in den letzten Jahren zusätzlich beschleunigt und Kundenerwartungen verändert. Heute wünschen sich B2B-Einkäufer ein nahtloses digitales Erlebnis – einige von ihnen bevorzugen sogar ein Verkaufserlebnis ohne direkten persönlichen Vertriebskontakt.
Gleichzeitig müssen Anbieter die richtige Mischung aus digitalen und menschlichen Kanälen finden, um Kaufentscheidungen optimal zu unterstützen. Gerade hiermit tun sich viele Unternehmen schwer, denn sie gehen fälschlicherweise von einem Entweder-Oder aus. Das muss nicht sein.
Im Mittelpunkt unserer Beratungstätigkeit bei DIDIP | Die Digitalisierungs-Partner steht die Digitalisierung in B2B-Marketing, B2B-Vertrieb und B2B-Service. Wir waren deshalb nicht nur auf der HANNOVER MESSE, um Kunden und Interessenten zu treffen, sondern auch, um zu lernen.
In diesem Artikel erläutern wir die aus unserer Sicht aktuell relevanten Strategien, Methoden und Best Practices, damit Marketingverantwortliche, Vertriebsprofis und Servicemanager gleichermaßen wichtige Impulse finden, um Kundengewinnung, Kundenbindung sowie Cross- und Upselling zu optimieren.

Die Themen dieses Artikels

1. Digitale Strategien für das B2B-Marketing

1.1. Was bedeutet der Paradigmenwechsel hin zum Digitalen für das B2B-Marketing?

Die HANNOVER MESSE zeigte einmal mehr: Im B2B-Marketing vollzieht sich im Zuge von Industrie 4.0 ein Paradigmenwechsel. Wo früher Messeauftritte, Broschüren und direkter Vertrieb dominierten, stehen heute digitale Inhalte und Kanäle im Vordergrund.
Gerade in technisch geprägten Branchen – etwa Maschinen- und Anlagenbau, Elektrotechnik, IT, Energie oder Automotive – müssen komplexe Produkte und Dienstleistungen verständlich kommuniziert werden, um Entscheider zu erreichen und zu überzeugen.
Digitale Marketingstrategien bieten hier enorme Chancen: Sie ermöglichen es, rund um die Uhr weltweit Informationen bereitzustellen, zielgenau auf spezifische Interessen einzugehen und über neue Formate ein tieferes Verständnis aufzubauen.
Im Folgenden betrachten wir vier Schwerpunkte digitaler B2B-Marketingstrategien: Content Marketing und Thought Leadership, Social Media und digitale Events, AI-gestützte Personalisierung sowie Best Practices aus der Industrie.

1.2. Welchen Beitrag können Content Marketing, Thought Leadership und Video Marketing für das B2B-Marketing leisten?

Content Marketing hat sich im B2B als Königsweg etabliert, um komplexe Themen greifbar zu machen und Expertise zu demonstrieren. In Ergänzung zu klassischer Produktwerbung setzen erfolgreiche Unternehmen auf nützliche und informative Inhalte – z.B. Fachartikel, Whitepapers, Blogbeiträge, Case Studies oder Infografiken –, die den Kunden echten Mehrwert bieten.
Gerade im Industriebereich, wo Investitionsentscheidungen gut überlegt sein müssen und in aller Regel technisch anspruchsvoll sind, hilft Content Marketing, die Vorteile erklärungsbedürftiger Produkte herauszustellen. Damit können Kunden früh im Rechercheprozess abgeholt und langwierige Entscheidungsprozesse verkürzt werden.
Ein wichtiger Bestandteil von Content Strategien ist das Prinzip der „Thought Leadership“. Damit positioniert sich ein Unternehmen als Vordenker und kompetenter Impulsgeber seiner Branche. Thought Leadership Content – etwa Trendstudien, Forschungsberichte, Expertenkommentare oder visionäre Ausblicke – adressiert die größeren Herausforderungen und Entwicklungen.
Damit zahlt Thought Leadership Content direkt auf die Markenwahrnehmung ein: denn viele Entscheider empfinden derartige Inhalte als vertrauenswürdigere Basis zur Beurteilung eines Unternehmens als klassische Produktinformationen.
Neun von zehn Entscheidern sind demnach eher offen für die Ansprache durch Vertrieb oder Marketing, wenn ein Lieferant kontinuierlich hochwertigen Thought Leadership Content veröffentlicht. Solche Inhalte können sogar bestehende Geschäftsbeziehungen beeinflussen – eine Mehrheit der Top-Manager ist unserer Erfahrung nach bereit, bei kontinuierlich guten Inhalten einen Lieferantenwechsel in Erwägung zu ziehen.
Die Erklärung: Die wenigsten der potenziellen B2B-Kunden sind aktuell im Markt und kaufbereit, die allermeisten befinden sich in früheren Phasen. Thought Leadership hilft also, diese große Mehrheit bereits früh zu erreichen, Bewusstsein zu schaffen und eine präferierte Position aufzubauen, lange bevor eine konkrete Kaufentscheidung ansteht.
Für Industrieunternehmen bedeutet das aus unserer Sicht: Durch fundierte Publikationen zu Trends wie AI in der Fertigung, Cybersecurity oder nachhaltiger Produktion zeigt man Fachkompetenz und gewinnt das Vertrauen von Kunden – noch bevor diese ein Angebot anfordern.
Neben Textinhalten spielt Video Marketing im B2B eine immer größere Rolle. Komplexe technische Sachverhalte lassen sich oft besser visuell erklären. Beispielsweise können Produktvideos, 3D-Animationen oder virtuelle Rundgänge eine Maschinenanlage in Betrieb zeigen und ihre Funktionsweise Schritt für Schritt veranschaulichen.
Auch Erklärvideos und Tutorials werden gern eingesetzt. Die Devise lautet: Anschaulichkeit und Storytelling anstatt trockener Aufzählungen von Features. Wichtig ist dabei eine professionelle Umsetzung – sowohl inhaltlich (Botschaften und Kundennutzen) als auch optisch – denn Qualität zahlt direkt auf die Wahrnehmung der eigenen Marke ein.
Content-Marketing, Thought Leadership und Video greifen idealerweise als Content Recycling ineinander: Aus einem umfangreichen Whitepaper lassen sich Blogposts, Infografiken und Videos ableiten, die über verschiedene Kanäle verteilt werden.
Entscheidend ist dabei, dass die Inhalte zielgruppengerecht aufbereitet sind. Technische Entscheider möchten beispielsweise tiefere technische Details und Daten sehen, während ein Einkaufsleiter eher auf ROI-Argumente und Praxisbeispiele achtet.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Marketing, Fachexperten und ggf. externen Agenturen ist aus unserer Sicht unerlässlich, um fachlich korrekten und zugleich ansprechend präsentierten Content zu schaffen.
Wem dies gelingt, der hat im Industrieumfeld einen effektiven Türöffner in der Hand: Content Marketing übermittelt komplexe Botschaften verständlich, demonstriert Know-how und sorgt dafür, dass potenzielle Kunden mit einer positiven, kompetenten Wahrnehmung in ein Gespräch mit dem Vertrieb gehen.

1.3. Wie können Social Media und digitale Events im B2B-Marketing für Markenbildung und Leadgenerierung genutzt werden?

Social Media ist seit langem auch im B2B-Marketing angekommen. Was früher hauptsächlich Plattformen wie Messen oder Fachmagazine leisteten, kann heute zum großen Teil über LinkedIn, Twitter/X, YouTube & Co. erreicht werden: Markenbekanntheit aufbauen, eine Community von Fachexperten pflegen und qualifizierte Leads generieren.
Insbesondere LinkedIn hat sich als das Leitmedium im B2B herauskristallisiert. Firmen posten dort wesentlich häufiger als auf anderen Netzwerken. Der Grund: Über LinkedIn lassen sich berufliche Entscheider zielgenau ansprechen, vom technischen Entwickler bis zum Geschäftsführer.
Thought Leadership und Produktneuheiten können über LinkedIn breit gestreut werden. Zudem vertrauen viele B2B-Interessenten auf persönliche Empfehlungen und Fachdiskussionen – Mitarbeitende als Markenbotschafter (Employee Advocacy) können in sozialen Netzwerken wertvolle Reichweite schaffen.
Wichtig ist eine klare Strategie: Welchen Mehrwert biete ich mit meinen Posts? Bewährt hat sich ein Mix aus informativem Content (Fachartikel und Studien), Einblicken hinter die Kulissen (Eindrücke vom Messestand oder Interviews mit Experten) sowie Dialogangeboten (Umfragen und Community-Feedback).
Durch regelmäßige, relevante Posts bleibt man „auf dem Radar“ potenzieller Kunden – selbst wenn diese aktuell keinen Bedarf haben, festigt man die Markenwahrnehmung und wird bei Gelegenheit als Anbieter in Betracht gezogen.
Die bereits angesprochenen Videos erzielen in sozialen Netzwerken hohe Interaktionsraten. Für Industriefirmen kann es daher sinnvoll sein, kurze Produktdemos, Kundenreferenzen oder animierte Erklärvideos direkt in LinkedIn hochzuladen, um Aufmerksamkeit zu wecken.
Neben dem dauerhaften Social-Media-Präsenz spielen digitale Events und Webinare eine bedeutende Rolle in der Leadgenerierung. Viele B2B-Entscheider informieren sich heute über virtuelle Konferenzen, Online-Panels oder firmeneigene Web-Seminare zu spezifischen Themen.
Der Vorteil: Ortsunabhängigkeit und Skalierbarkeit. Ein Webinar zu einem neuen Produkt kann hunderte Teilnehmer weltweit anziehen, die Fragen stellen und direkt mit Experten interagieren – etwas, das auf einem physischen Messestand nur begrenzt möglich wäre.
Digitale Events eignen sich sowohl zur Frühphasen-Ansprache (z.B. ein öffentliches Webinar, um Bewusstsein für ein Thema zu schaffen) als auch zur späteren Leadqualifizierung (etwa ein exklusives Demo-Webinar für ausgewählte Interessenten). Durch Registrierung und aktive Teilnahme erhält das Marketing wertvolle Daten über potenzielle Kunden und deren Interessen.
Digitale Events können auch parallel oder ergänzend zu Messen eingesetzt werden. Beispielsweise lassen sich Live-Streams vom Messestand, virtuelle Rundgänge oder Online-Pressekonferenzen durchführen, um ein größeres Publikum zu erreichen.
Einige Unternehmen veranstalten inzwischen eigene virtuelle Hausmessen oder Branchen-Konferenzen, bei denen sie als Gastgeber ihre Lösungen präsentieren und Kunden wie Partner einbeziehen.
In der Kombination von Social Media und digitalen Events liegt außerdem großes Potenzial für die Markenbildung: Über soziale Netzwerke wird vor, während und nach einem Event kommuniziert – Hashtags, Event-Seiten oder Diskussionsgruppen binden die Community ein.
Ein gelungenes Beispiel ist etwa, wenn ein Industrieunternehmen vor der Markteinführung einer neuen Technologie eine LinkedIn-Live-Veranstaltung abhält, bei der Experten die Anwendung demonstrieren und Zuschauer Fragen stellen können.
Solche Aktivitäten steigern nicht nur die Reichweite, sondern schaffen auch einen Dialog auf Augenhöhe mit dem B2B-Publikum, was die Kundenbindung stärkt.
Wie wir bei unseren Kunden immer wieder sehen, ist eine professionelle Planung solcher Events erfolgskritisch: Spannende Inhalte (keine reinen Werbevorträge), interaktive Elemente (Q&A, Umfragen), und im Nachgang eine Nachverfolgung der Teilnehmer durch Vertrieb oder Marketing. So kann ein digitales Event zu einem echten Lead-Magneten werden.

1.4. Wie zahlt der Einsatz von AI mit Predictive Analytics und personalisierten Inhalten auf die gezielte B2B-Kundenansprache ein?

Die Nutzung von Artificial Intelligence (AI) hat im B2B-Marketing seit 2024 rasant an Bedeutung gewonnen. Wir sehen hier bisher allerdings eher punktuellen und experimentellen Einsatz in den Unternehmen – erst 2026 gehen wir wegen der breiten Integration in die Martech-Tools von einem etablierten Standard aus.
Ein Beispiel, das über die heute schon beliebte Textgenerierung mit LLM hinausgeht: Durch AI-gestützte Tools können enorme Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen analysiert und in wertvolle Erkenntnisse für die Kundenansprache umgewandelt werden.
Ein zentrales Einsatzfeld ist daher Predictive Analytics, also vorausschauende Datenanalyse. Dabei wertet AI historische Kundendaten, Verhaltensmuster und externe Informationen aus, um z.B. Kaufwahrscheinlichkeiten vorherzusagen oder die interessantesten Leads zu identifizieren.
Wie hilft Predictive Analytics konkret? Zum einen bei der Segmentierung: AI kann Kunden in Mikrosegmente einteilen, basierend auf ihrem Verhalten (z.B. Website-Besuchsmuster, Whitepaper-Downloads), ihren Firmographien (Branche, Größe) oder sogar ihrem Intent-Signal (etwa Suchanfragen nach bestimmten Lösungen).
So lassen sich Zielgruppen-Segmente sehr fein zuschneiden und mit passgenauen Inhalten adressieren. Ein Vertriebsingenieur wird z.B. andere Inhalte ansprechend finden als ein Einkaufsleiter – AI kann erkennen, wer welche Rolle innehat und entsprechend passende Botschaften vorschlagen.
Ein weiterer Aspekt ist die Personalisierung von Inhalten in Echtzeit. AI-Algorithmen können das Nutzerverhalten auf Websites oder in Newslettern analysieren und dynamisch Inhalte ausspielen, die zur individuellen Interessenslage passen.
Wenn ein Besucher sich z.B. mehrfach Artikel über „CO2-neutrale Produktion“ angesehen hat, kann die Website dank AI bei seinem nächsten Besuch direkt eine Success Story zum Thema Emissionsreduktion in der Fertigung anzeigen. Solche personalisierten Erlebnisse erhöhen die Relevanz für Kunden und Interessenten.
Auch im E-Mail-Marketing und Lead Nurturing kommt AI zum Einsatz: Durch „Predictive Lead Scoring“ werden Leads automatisch nach Abschluss-Wahrscheinlichkeit bewertet, so dass Vertriebsmitarbeiter ihre Zeit auf die heißesten Chancen fokussieren können.
Ebenso kann AI den besten Zeitpunkt und den besten Kanal für die Ansprache vorhersagen, indem sie lernt, wann ein bestimmter Kontakt typischerweise auf E-Mails reagiert oder die Website besucht. Das Ergebnis ist ein höherer Grad an Individualisierung entlang der Customer Journey, ohne dass jede Interaktion händisch geplant werden muss.
Ein IT-Anbieter unter unseren Kunden setzt AI ein, um aus der Vielzahl der Messekontakte jene herauszufiltern, die aufgrund ihres digitalen Verhaltens am ehesten echte Kaufabsichten haben – diese bekommen dann eine personalisierte Nachfass-E-Mail, während weniger engagierte Kontakte zunächst nur in den allgemeinen Newsletter fließen.
Durch einen solchen Einsatz von AI in der Marketing Automation lassen sich Marketingressourcen effizienter einsetzen, während Interessenten schneller genau die Inhalte erhalten, die sie sich wünschen.
Über die direkte Kundenansprache hinaus kann AI im Marketing auch strategisch helfen, beispielsweise bei der Kampagnenplanung. AI-gestützte Tools simulieren verschiedene Kampagnenszenarien und prognostizieren, welche Botschaften oder Kanalkombinationen voraussichtlich den höchsten Erfolg bringen (Stichwort: Campaign Forecasting).
Zudem ermöglichen Marketing-Automation-Plattformen mit eingebauter AI, den ROI einzelner Maßnahmen genauer zuzuordnen und kontinuierlich zu optimieren.
Zusammenfassend ermöglicht der Einsatz von AI im B2B-Marketing, die Kommunikation deutlich zielgerichteter und datengetriebener zu gestalten. Die Ansprache wird persönlicher, was in traditionellen Industriezweigen früher oft nur durch Vertriebsmitarbeiter im direkten Gespräch erreicht wurde.
Ein wichtiges Erfolgskriterium ist jedoch die Datenqualität: AI kann nur so gut arbeiten, wie die Datenbasis es zulässt. B2B-Unternehmen sollten daher in saubere CRM-Daten, die Integration von Datenquellen (z.B. Web-Analytics, E-Mail-Stats, Social-Media-Daten) und den Aufbau von Data Lakes bzw. Lakehouses sowie Customer Data Platforms (CDP) investieren.
Ist dies geschafft, wird AI zu einem mächtigen Hebel, um komplexe Lösungen zur richtigen Zeit mit der richtigen Botschaft an die richtigen Kunden zu bringen. AI macht es möglich, diese Personalisierung automatisiert und skalierbar umzusetzen, was manuell kaum machbar wäre.

1.5. Was sind Best Practices und Praxisbeispiele der Digitalisierung aus dem industriellen B2B-Marketing?

Gerade in den auf der Hannover Messe präsenten Branchen – Maschinenbau, Elektronik/Elektrotechnik, digitale Industrie/IT, Energietechnik, Automotive sowie im Forschungs- und Start-up-Umfeld – gibt es zahlreiche erfolgreiche Beispiele für digitale B2B-Marketingstrategien. Diese Best Practices zeigen, wie theoretische Konzepte praxisnah umgesetzt werden können:
  • Wie vermittelt man die Vorteile einer komplexen Maschine, die auf einer Messe vielleicht gar nicht gezeigt werden kann? Ein Unternehmen hat zum Beispiel für ein neues Produkt bereits in der Entwicklungsphase eine 3D-Visualisierung erstellt. Noch bevor das physische Produkt fertig war, konnte das Marketing mit diesen Visualisierungen arbeiten. So wurde wertvolle Zeit gewonnen und das Interesse potenzieller Käufer bereits vor dem offiziellen Launch geweckt.
  • Ein anderer Maschinenbauer hat animierte Videos zur Demonstration technischer Lösungen sehr effektiv eingesetzt. Statt jede Komponente einzeln vorzustellen, zeigte er die verschiedenen Teile im Kontext einer realen Anwendung. Diese Herangehensweise zeigt, wie Storytelling im B2B funktionieren kann, indem Produkte in den Kontext einer Anwendung gestellt und deren Mehrwert im Zusammenspiel verdeutlicht werden.
  • Ein Unternehmen aus der Energiewirtschaft hat sich durch regelmäßige Fach-Blogposts und Whitepaper als Thought Leader zum Thema „Energiespeicherung für erneuerbare Energien“ etabliert. Es verbreitete über LinkedIn und Fachmedien eine Studie, wie man mit intelligentem Lastmanagement und Batteriespeichern die Netzstabilität verbessert. Eine wichtige Erkenntnis war, dass dieser hochwertige Content direkt zu spürbarem Interesse führte – Entscheidungsträger traten von sich aus an den Anbieter heran.
  • Ein Unternehmen der Elektrotechnik setzte verstärkt auf Account Based Marketing (ABM) über LinkedIn. Für ein neuartiges Produkt wurden 50 Zielkunden identifiziert und die Entscheidungsträger gezielt mit Sponsored Content wie Videos angesprochen. Parallel wurden Fachbeiträge mit relevanten Hashtags und Tagging der Target Accounts optimiert, sodass sie im Feed der Zielpersonen auftauchten. Solch personalisierte Kampagnen können sehr effektiv sein, denn die Mehrzahl der B2B-Einkäufer achten besonders auf die Qualität der online zugänglichen Informationen eines Anbieters.
  • Ein führender Zulieferer im Automotive-Sektor etablierte eine virtuelle Produktlaunch-Eventreihe, um globale Kunden zu erreichen. Neue Technologien, wie Assistenzsysteme für autonome Fahrzeuge, werden in Livestream-Events mit Fragerunden für Ingenieure vorgestellt. Diese Events wurden inklusive Teaser-Videos über E-Mail und Social Media angekündigt. Kundenengagement und technische Rückfragen boten zahlreiche Ansatzpunkte für den Vertrieb. So wurde ein Produktlaunch zur interaktiven Marketingkampagne.
Diese Beispiele aus unserer Praxis verdeutlichen, dass erfolgreiches B2B-Marketing im Industriebereich auf Kreativität, Relevanz und digitale Kompetenz setzt. Unternehmen, die frühzeitig in hochwertige Inhalte, neue Formate und die richtigen Kanäle investiert haben, konnten ihre Markenposition deutlich ausbauen.
Ein roter Faden ist klar erkennbar: Nutzerzentrierung. Ob Visualisierung, Social Media oder AI – immer steht die Frage im Mittelpunkt, was der (potenzielle) Kunde sehen, wissen oder erleben möchte. Wer darauf die passende Antwort liefert, schafft es, selbst hochkomplexe Industrie‑4.0-Themen ansprechend zu vermitteln und sich im Wettbewerbsumfeld abzuheben.

2. Digitale Strategien für den B2B-Vertrieb

2.1. Was verändert sich aktuell im B2B-Vertrieb durch die Digitalisierung?

Nicht nur das Marketing, auch der Vertrieb im B2B hat sich durch die Digitalisierung grundlegend gewandelt. Kunden erwarten heute auch im geschäftlichen Kontext ein ähnlich komfortables und personalisiertes Kauferlebnis, wie sie es privat gewohnt sind.
Der klassische Außendienstbesuch wird ergänzt – und teils ersetzt – durch digitale Kanäle: Von der Recherche auf Anbieter-Websites über virtuelle Produktdemos bis hin zu Self-Service-Bestellungen im Online-Portal.
Für Vertriebsorganisationen im industriellen Sektor bedeutet dies, dass sie neue Strategien, Tools und Fähigkeiten brauchen, um Kunden entlang einer zunehmend digitalen Customer Journey optimal zu betreuen.
In diesem Abschnitt beleuchten wir deshalb zentrale digitale Vertriebsstrategien: Personalisierung im Vertrieb, AI-gestütztes Lead- und Opportunity-Management, Omnichannel-Ansätze sowie erfolgreiche Praxisbeispiele.

2.2. Was können Personalisierung und Individualisierung für den digitalen Vertrieb leisten?

Der B2B-Vertrieb war seit jeher stark personenbezogen: Erfahrene Vertriebler kannten ihre Kunden, passten Angebote individuell an und pflegten persönliche Beziehungen. Im digitalen Zeitalter muss diese Individualisierung auf neuen Wegen erreicht werden. Das Zauberwort lautet hier ebenfalls Personalisierung, allerdings angewandt auf digitale Vertriebsprozesse.
Ein zentrales Element ist die personalisierte Ansprache und Beratung über digitale Kanäle. Beispielsweise können Vertriebsmitarbeiter heute mit Tools wie personalisierten Mikro-Webseiten oder Portalen arbeiten, die für einen bestimmten Kunden eingerichtet werden.
Darauf sieht der Kunde genau die für ihn relevanten Produktempfehlungen, Preise (mit individuellen Rabatten) und Fortschritte aktueller Projekte. Solche Client Portals vermitteln das Gefühl eines maßgeschneiderten Service – ähnlich wie ein persönlicher Ansprechpartner es tun würde, jedoch skalierbar für viele Kunden parallel.
Auch bei Angeboten und Verträgen kommt Individualisierung zum Tragen: Moderne CPQ-Software (Configure Price Quote) ermöglicht es Kunden, komplexe Produkte online selbst zu konfigurieren – z.B. eine Maschine mit spezifischen Optionen – und in Echtzeit ein individuelles Angebot zu erhalten.
Der Vertrieb stellt dabei sicher, dass hinterlegte Regeln zu Preiskalkulation und technischer Machbarkeit eingehalten werden. Der Kunde bekommt jedoch ein auf seine Anforderungen zugeschnittenes Resultat, ohne lange Rückfragen. Das erhöht die Geschwindigkeit und macht den Kaufprozess angenehmer.
B2B-Käufer schätzen schnelle und präzise Angebote. Sie bestellen eher, wenn sie das Gefühl haben, dass die Lösung genau zu ihnen passt. Da inzwischen fast alle B2B-Kaufprozesse mit einer Online-Recherche beginnen, hat ein Anbieter einen klaren Wettbewerbsvorteil, wenn er z.B. mit einem interaktiven Produktfinder personalisierte Ergebnisse liefern kann.
Die Erfahrung zeigt: Selbst technisch komplexe Komponenten werden zunehmend eigenständig von Kunden online beschafft, sofern der B2B-E-Commerce gut aufgesetzt ist (ausführliche Produktdaten, Vergleichsfunktionen, einfache Nachbestellung etc.) Für den Vertrieb bedeutet das eine Verlagerung der Aufgaben – vom reinen Auftragsschreiben hin zur Gestaltung der digitalen Kauferfahrung.
Personalisierung heißt im Vertrieb auch, mehrwertstiftende Inhalte gezielt bereitzustellen. Wenn ein Kunde etwa kurz vor einer Kaufentscheidung für eine neue Anlage steht, kann der Vertrieb proaktiv ein individualisiertes Business-Case-Dokument liefern, das genau für diesen Kunden kalkuliert, welche Effizienzgewinne die Anlage bringt.
Diese Inhalte lassen sich digital sehr ansprechend aufbereiten – etwa als interaktives PDF oder sogar als Microsite mit dem Branding des Kunden, was die Identifikation fördert. So fühlt sich der Kunde verstanden und individuell betreut, obwohl viel der Kommunikation digital erfolgt. Sales Enablement Tools versorgen das Unternehmen im Gegenzug wertvolle Insights, wofür sich die Kunden tatsächlich interessieren.
Wichtig ist, dass Personalisierung nicht als Selbstzweck betrieben wird. Sie muss gezielt an den Punkten eingesetzt werden, wo sie dem Kunden wirklich Mehrwert bietet. Ein Beispiel ist, Daten aus vergangenen Projekten zu nutzen, um einem Bestandskunden beim Aufruf des Kundenportals vorzuschlagen, welche Ersatzteile für dessen vorhandene Maschinen demnächst fällig werden könnten. Selbst beim Versand von Newslettern erwarten die Empfänger inzwischen Filterung nach ihren Interessen.
Kurzum, der digitale B2B-Vertrieb sollte die Stärken des klassischen Vertriebs – Beziehung, Vertrauen, maßgeschneiderte Lösungen – mit den Möglichkeiten der Technologie verbinden, um skaliert persönliche Erlebnisse zu schaffen. Die Vertriebsorganisation der Zukunft arbeitet dafür eng mit Marketing (für Content und Automation) und IT (für Tools wie CRM, CPQ, Portale) zusammen.

2.3. Was kann mit AI-gestütztem Lead- und Opportunity-Management für den Vertrieb erreicht werden?

Ähnlich wie im Marketing revolutioniert AI auch im Vertrieb viele Prozesse. AI-gestütztes Lead- und Opportunity-Management zielt darauf ab, die Vertriebsressourcen optimal einzusetzen und keine Verkaufschancen ungenutzt zu lassen. Dies ist in langen B2B-Sales-Cycles – oft Monate oder Jahre bis zum Abschluss – besonders wertvoll, da viele Touchpoints und Stakeholder zu managen sind.
Ein zentrales Einsatzgebiet ist das bereits erwähnte Lead Scoring. Während traditionell Marketing und Vertrieb Kriterien definierten, welche Leads „heiß“ sind (etwa basierend auf Unternehmensgröße, Branche und Interaktionen), kann AI diese Bewertung dynamisch anreichern und präzisieren. Machine-Learning-Modelle lernen aus historischen Daten, welche Merkmale und Verhaltensweisen tatsächlich zu erfolgreichen Abschlüssen geführt haben.
Dabei fließen hunderte Datenpunkte ein: Öffnet der Lead E-Mails? Welche Seiten hat er besucht und wie oft? Hat die Firma kürzlich Investitionen angekündigt (z.B. via Nachrichten)? Aus solchen Informationen erstellt die AI einen Score oder eine Abschluss-Wahrscheinlichkeit. Vertriebsmitarbeiter erhalten eine Prioritätenliste und können sich auf die vielversprechendsten Leads konzentrieren. Dies erhöht die Effizienz enorm – Sales-Teams verbringen weniger Zeit mit unqualifizierten Kontakten und mehr Zeit mit Interessenten, die eine echte Kaufabsicht haben.
Zudem unterstützt AI beim Opportunity-Management, also sobald aus einem Lead eine konkrete Verkaufsmöglichkeit (Opportunity) geworden ist. AI-Systeme, teilweise integriert in CRM-Software, analysieren den Fortschritt im Vertriebsprozess: Sie erkennen beispielsweise, wenn eine Opportunity ungewöhnlich lange im selben Verkaufsstadium verweilt, und geben dem Vertriebler einen Hinweis, dass hier Handlungsbedarf besteht (z.B. Nachfrage beim Kunden oder interne Eskalation).
Auch können sie Next-Best-Action empfehlen – zum Beispiel vorschlagen: „Diese Opportunity ähnelt vergangenen Fällen, in denen ein zusätzlicher ROI-Rechner das Geschäft vorangetrieben hat. Sende dem Kunden eine Wirtschaftlichkeitsberechnung.“ Solche Empfehlungen basieren auf Mustern, die der einzelne Vertriebsmitarbeiter vielleicht nicht erkennt, die AI aus tausenden Datensätzen aber herauslesen kann.
Chatbots und virtuelle Assistenten spielen im Vertriebsprozess ebenso eine Rolle. In frühen Phasen können intelligente Chatbots auf der Website Fragen beantworten und Leads vorqualifizieren (z.B. indem sie fragen, „Welche Anwendung interessiert Sie?“ und dann passende Infos liefern). In späteren Phasen können AI-Assistenten Vertriebsmitarbeiter mit Informationen versorgen – etwa automatisch relevante Referenzkunden oder Produktspezifikationen für ein anstehendes Kundengespräch bereitstellen.
Ein praktisches Beispiel: Ein Anbieter von CNC-Maschinen nutzt AI, um sein großes Pipeline-Volumen zu beherrschen. Das System priorisiert Anfragen aus Branchen, in denen in Automatisierung investiert wird (vielleicht erkennbar an Branchenindikatoren oder Suchtrends). Diese Leads werden direkt an Vertriebsmitarbeiter weitergereicht. Weniger vielversprechende Anfragen, etwa aus sehr kleinen Betrieben ohne Automatisierungspläne, bekommen zunächst automatisierte Info-Pakete.
Gerade bei langfristigen Bestandskunden hilft AI zudem bei der Kundenausbau-Strategie (Cross- und Upselling). Durch vorausschauende Analysen lässt sich erkennen, wann ein Kunde Bedarf für Ersatzteile oder Upgrades haben könnte – z.B. gestützt auf Nutzungsdaten der gelieferten Anlagen (Stichwort IoT-Daten). Der Vertrieb kann dann proaktiv ein Angebot machen, bevor der Kunde selbst anfragt oder gar beim Mitbewerber schaut. Oder die AI identifiziert, dass Kunden mit Profil X oft zusätzlich Produkt Y kaufen – also wird den Kunden ohne Y ein solcher Vorschlag gezielt unterbreitet.
Wichtig bei all dem ist, die AI-Insights richtig in den Vertriebsprozess einzubetten. Die besten Empfehlungen nützen nichts, wenn sie ignoriert werden. Daher müssen Vertriebsmitarbeiter mit ins Boot geholt werden: Schulungen, damit sie AI-Wahrscheinlichkeiten verstehen und als Hilfestellung nutzen, sind essenziell. Der Vertriebsleiter sollte AI als Unterstützung, nicht als Ersatz der menschlichen Kompetenz kommunizieren. Wenn das gelingt, entsteht eine potente Symbiose: AI erledigt die Datenknochenarbeit, der Mensch bringt Empathie, Verhandlungsgeschick und Kreativität ein.

2.4. Wie funktionieren Omnichannel-Strategien zur optimalen Betreuung von Kunden entlang der Customer Journey?

Die modernen B2B-Kunden bewegen sich heute nahtlos zwischen verschiedenen Kanälen. Sie informieren sich vielleicht zuerst über Google, laden dann ein Datenblatt von der Website herunter, stellen später eine Frage per E-Mail oder Chat, verabreden sich für eine Videokonferenz und erwarten nach dem Kauf einen Zugang zu einem Serviceportal.
Für Anbieter bedeutet das: Sie müssen eine Omnichannel-Präsenz aufbauen, also auf allen relevanten Kanälen präsent und ansprechbar sein, und diese Kanäle orchestrieren. Nur so haben die Kunden ein konsistentes Erlebnis. Omnichannel im B2B heißt, dass Marketing, Vertrieb und Service ineinandergreifen, um die Kunden unabhängig vom Kanal einheitlich und informiert zu bedienen.
Eine Omnichannel Customer Journey im Industriebereich könnte so aussehen: Ein Produktionsleiter liest einen Blog-Artikel über vorausschauende Wartung (Marketing), klickt auf die Website eines IoT-Anbieters und schaut sich ein Produktvideo an (Marketing). Er lädt ein Whitepaper herunter – woraufhin er als Lead registriert wird und einige Tage später eine personalisierte E-Mail mit dem Angebot einer Online-Demo erhält (Vertrieb).
Der Kunde nimmt an der Demo via Videokonferenz teil (Vertrieb) und hat dabei auch Gelegenheit, technische Fragen an einen Produktexperten zu stellen. Nach der Demo erhält er automatisiert einen Link zu einer Micro-Website mit vertiefenden Informationen, die speziell auf sein Unternehmen zugeschnitten sind (Vertriebs-/Marketingmix).
Später bestellt er die Lösung vielleicht direkt über ein E-Commerce-Portal (Vertrieb). Die Betreuung hört aber nicht auf: Er bekommt Zugang zu einem Customer Success Dashboard (Service), wo er den Status der Implementierung verfolgen kann und Selbsthilfe-Ressourcen findet.
Damit so eine Journey reibungslos verläuft, müssen Daten ausgetauscht werden: Wenn der Kunde vom Marketing an den Vertrieb „übergeben“ wird, sollte der Vertrieb alle bisherigen Interaktionen kennen (z.B. welche Inhalte der Kunde konsumiert hat). Tools wie ein zentrales CRM und ggf. eine Customer Data Platform (CDP) sind dafür essenziell.
Omnichannel heißt auch, dass der Kunde nicht jedes Mal von vorn anfangen muss, wenn er den Kanal wechselt. Beispielsweise sollte ein Angebot, das im Web konfiguriert wurde, dem Vertriebsmitarbeiter über das CRM bekannt sein, falls der Kunde telefonisch Rückfragen hat – idealerweise sieht der Mitarbeiter genau, was der Kunde online schon zusammengestellt hat.
Die Abstimmung der Kanäle ist eine strategische Aufgabe. Rein digitale Self-Service-Käufe werden im B2B zwar beliebter, können aber auch öfter zu Kaufreue führen, wenn der Kunde sich unsicher fühlt. Daher betonen sie die Wichtigkeit eines hybriden Ansatzes: An kritischen Punkten der Journey sollte ein menschlicher Ansprechpartner bereitstehen, um Zweifel auszuräumen oder komplexe Anpassungen zu besprechen.
Mobile Kanäle gewinnen ebenfalls Bedeutung. Viele Entscheider konsumieren Inhalte auf dem Smartphone – alle digitalen Touchpoints müssen daher mobil optimiert sein. Und auch der Vertrieb selbst nutzt mobile Apps, um etwa unterwegs Kundendaten abzurufen oder Angebote freizugeben.
Im B2B entstehen zudem neue Plattformen, z.B. branchenspezifische Online-Marktplätze oder Ausschreibungsplattformen. Ein Omnichannel-Strategie berücksichtigt auch diese: Manche Unternehmen listen ihre Produkte zusätzlich auf solchen Marktplätzen, um Kunden dort abzuholen. Wichtig ist dann, dass Anfragen von dort nahtlos ins eigene CRM fließen.
Zusammengefasst geht es bei Omnichannel im B2B darum, Barrieren zwischen Kanälen abzubauen und dem Kunden die Wahl zu lassen, wie er interagieren möchte – ohne je an Kompetenzverlust zu leiden. Das erfordert intern eine enge Verzahnung von Teams und Systemen. Die Belohnung sind jedoch effektivere Vertriebsprozesse und loyalere Kunden, die die komfortable und konsistente Betreuung zu schätzen wissen.

2.5. Was sind Best Practices und Praxisbeispiele der Digitalisierung aus dem industriellen B2B-Vertrieb?

Abstrakte Strategien werden greifbarer, wenn man konkrete Anwendungsfälle betrachtet. Im Folgenden einige Praxisbeispiele aus typischen Branchen der Hannover Messe, die aufzeigen, wie digitale Vertriebsstrategien umgesetzt werden:
  • Ein führender Automatisierungsspezialist hat 2021 ein spezialisiertes Zentrum eröffnet, das sich ausschließlich der Entwicklung digitaler Customer Journeys widmet. Anlass war die Erkenntnis, dass 75% der europäischen B2B-Kunden online einkaufen wollen. Im Zentrum werden neue Funktionen für den Online-Shop entwickelt, Beschaffungsportale integriert und innovative Ansätze wie AI-gestützte Produktempfehlungen getestet. Durch diese Strategie konnte das Unternehmen neue, jüngere Einkäufergenerationen ansprechen und sich als moderner Partner positionieren.
  • Ein mittelständischer Maschinenbauer verkauft komplexe Produktionsanlagen. Früher lief der Vertrieb komplett über persönliche Kontakte und Messen. Nun hat das Unternehmen ein Customer Engagement Portal eingeführt. Kunden bekommen nach dem Erstkontakt einen Login, um Anfragen, Konfigurationen, Lieferstatus und Folgeaufträge zu sehen. Der Vertrieb sieht in Echtzeit, was der Kunde im Portal tut, und kann bei Bedarf eingreifen. Dieses Self-Service-Portal entlastet die Vertriebsteams und schafft Zeit für beratungsintensive Aufgaben. Die Folge sind mehr Abschlüsse und höhere Kundenzufriedenheit.
  • Ein Elektronik-Großkonzern mit zahllosen Vertriebsteams und Produktsparten setzt AI-Analysen ein, um Vertriebschancen global zu identifizieren. Systeme scannen das Web nach Hinweisen auf neue Industrieprojekte. Kombiniert mit dem eigenen CRM erkennt die AI, ob relevante Lösungen angeboten werden können und informiert das Vertriebsteam. Gleichzeitig geben AI-Assistenten Vertriebsmitarbeitern Hilfestellung – sei es durch die optimale Preisfindung oder durch die automatische Erstellung von Angebotsdokumenten. Damit wurden Vertriebszyklen verkürzt und die Conversion erhöht.
  • Ein Zulieferer für die Automobilindustrie hat seine Verkaufsberatung virtualisiert. Interessenten können Termine auf der Website buchen. Statt eines Außendienstlers vor Ort präsentiert ein Roboter im Showroom via Telepresence-Kamera und AR-Einblendungen. Der Vertriebsingenieur steuert den Roboter aus der Ferne und erklärt per Videochat die Funktionen, während der potenzielle Kunde vom Büro aus zuschaut. Das AR-System montiert verschiedene Greifer-Optionen virtuell an den Roboter und zeigt Varianten. Diese digitale Demo spart Kosten und Zeit und ermöglicht mehr Demos pro Woche. Das Unternehmen konnte dadurch seinen Vertrieb skalieren und auch international mehr Kunden gewinnen.
  • Ein großer Elektronikkonzern konnte die Conversion Rate seiner Partnerleads (Vertriebspartner und Distributoren) durch die Einführung einer Collaboration-Plattform deutlich steigern. Er stellt dazu seinen Partnern ein CRM light zur Verfügung, in dem alle Leads aus digitalen Kampagnen zentral erfasst und dann an Partner weitergeleitet werden. Die Partner aktualisieren den Fortschritt, und die Hersteller-Vertriebsleitung behält den Überblick. Dadurch wird der Vertrieb transparenter und effizienter, aber auch effektiver: Kein Lead geht mehr zwischen den Partnern verloren, und Best Practices werden schneller ausgetauscht.
  • Ein Vorreiter in Omnichannel-Exzellenz ist ein bekanntes Unternehmen für elektrische Ausrüstung. Dieser Anbieter hat ein integriertes System, bei dem Kunden vom ersten Webseitenbesuch bis zur After-Sales-Serviceanfrage auf einer Plattform begleitet werden. Es werden E-Learning für die Produkte (Marketing/Service), digitale Produktselektoren (Vertrieb/Service), ein E-Shop (Vertrieb/Service) und rund um die Uhr Chat-Support (Service) angeboten. Die Kundenzufriedenheit ist entsprechend hoch, da egal wo der Kunde interagiert, seine Historie bekannt ist und er schnell Antworten bekommt.
Diese Beispiele zeigen: Digitaler B2B-Vertrieb ist kein Selbstläufer, sondern erfordert oft Investitionen in Tools und Change Management. Doch die Ergebnisse – von effizienteren Abläufen bis zu neuen Umsatzchancen – geben den Vorreitern Recht.
Besonders auffällig ist, wie Branchen mit traditionell langen Vertriebswegen (Maschinenbau, Automotive) durch kreative digitale Lösungen den Vertrieb agiler und kundenorientierter gestalten. Sie kombinieren High-Tech (AI, AR, Plattformen) mit der klassischen Vertriebs-DNA (Beziehungsaufbau, Beratung), um im Industrie-4.0-Zeitalter erfolgreich zu sein.

3. Digitale Strategien für den B2B-Service

3.1. Was verändert sich aktuell im B2B-Service durch die Digitalisierung?

Der Service im B2B-Geschäft – also Kundendienst, Wartung, Schulung und After-Sales-Betreuung – hat im Industrie 4.0-Kontext einen neuen Stellenwert erhalten. Viele Unternehmen verkaufen nicht mehr nur ein Produkt, sondern ein Gesamtlösungspaket, bei dem ein erheblicher Teil der Wertschöpfung im Service liegt (Stichwort: „Product as a Service“ oder Servicegeschäft mit Ersatzteilen, Wartungsverträgen etc.)
Digitale Technologien bieten enorme Möglichkeiten, diesen Service effizienter, proaktiver und kundenfreundlicher zu gestalten. Gleichzeitig sind innovative Serviceleistungen selbst ein Marketingargument beim Verkauf komplexer Lösungen. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Effekt für Cross- und Upselling durch den Kundenkontakt im Service („Sales im Service“).
In diesem Abschnitt betrachten wir digitale Service-Strategien in drei Bereichen: Virtual/Augmented Reality (VR/AR) für Präsentation und After-Sales, digitale Plattformen & Self-Service, digitale Wissensvermittlung & Training – jeweils mit Beispielen aus der industriellen Wartung und dem Serviceumfeld.

3.2. Wie tragen Virtual und Augmented Reality zu innovativen Produktpräsentationen und effizientem After-Sales-Service bei?

Virtuelle und erweiterte Realität (VR und AR) haben in den letzten Jahren Einzug in industrielle Anwendungsbereiche gehalten – besonders im Kontext von Produktpräsentationen und Service/Wartung. Beide Technologien ermöglichen es, Informationen auf visuell beeindruckende und interaktive Weise darzustellen, was in der Vermittlung komplexer Inhalte Gold wert ist.
Augmented Reality bringt im After-Sales-Service erhebliche Vorteile. Servicetechniker können durch AR-Brillen oder mobile Geräte vor Ort unterstützt werden. Virtuelle Informationen werden in ihr Sichtfeld eingeblendet, wodurch Bauteile markiert und Schritt-für-Schritt-Anleitungen angezeigt werden. Dies reduziert die Notwendigkeit für Handbücher, ermöglicht freihändiges Arbeiten und minimiert Fehler. Solche AR-gestützten Reparaturanweisungen verkürzen Ausfallzeiten und beschleunigen die Einarbeitung neuer Mitarbeiter deutlich.
Wichtig zu erwähnen ist auch Virtual Reality im Training: Um Servicetechniker oder Kunden zu schulen, können VR-Simulationen von Maschinen genutzt werden. Beispielsweise kann ein Energieanlagen-Hersteller seine Kunden in VR üben lassen, wie man eine Turbine wartet – gefahrlos und ohne kostspielige reale Hardware bereitzustellen. VR-Trainings haben gezeigt, dass sie den Lernerfolg steigern, weil sie praxisnahes Lernen erlauben und Fehler ohne Konsequenzen gemacht werden können.
Kurz gesagt, VR und AR ermöglichen im B2B-Service zwei Hauptdinge: Effektivere Wissensvermittlung (durch immersive Erfahrung) und effizientere Prozesse (durch visuelle Unterstützung und Remote-Fähigkeiten). Unternehmen, die auf diese Technologien setzen, berichten von schnelleren Reparaturen, weniger Reisekosten (weil Experten nicht überall hin müssen) und höherer Kundenzufriedenheit, da Ausfallzeiten sinken.
Die Herausforderung liegt oft eher in der Implementierung – man braucht Hardware (Datenbrillen), Software-Integration und muss Mitarbeiter an diese neuen Tools heranführen. Doch der Trend ist klar: VR/AR werden sich im industriellen Service weiter ausbreiten und sind ein Schlüsselinstrument, um die wachsende Komplexität der Technik beherrschbar zu machen.

3.3. Wie können digitale Plattformen und Customer Self-Service zur Optimierung von Service-Prozessen genutzt werden?

Moderne Kunden erwarten nicht nur im Vertrieb, sondern auch im Service schnelle und bequeme Lösungen – idealerweise auf Knopfdruck. Deshalb setzen B2B-Unternehmen vermehrt auf digitale Service-Plattformen und Self-Service-Angebote, die ihren Geschäftskunden 24/7 Zugang zu Informationen und Unterstützung bieten. So können Service-Prozesse beschleunigt und gleichzeitig die Servicekosten gesenkt werden.
Ein Kernstück sind Customer Self-Service Portale. Das ist in der Regel eine geschützte Website oder App, auf der Kunden zahlreiche Anliegen eigenständig erledigen können: Ersatzteile bestellen, Störungsmeldungen aufgeben, den Status von Support-Tickets einsehen, Dokumentationen und Software-Updates herunterladen u.v.m.
In solchen Portalen wird zudem der Inhalt durch Personalisierung dynamisch auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten – er sieht z.B. nur die Produkte, die er auch gekauft hat, inklusive Seriennummern und Wartungshistorie. Typische Funktionen eines B2B-Self-Service-Portals umfassen etwa:
  • Incident- und Return-Management: Kunden können online Störungen melden oder Rücksendungen (RMA) beantragen, statt anzurufen oder E-Mails zu schreiben.
  • Ersatzteilkataloge und Bestellungen: Interaktive Explosionszeichnungen der Maschinen ermöglichen es, das benötigte Teil zu identifizieren und direkt zu bestellen.
  • Wartungsplanung: Kunden können Service-Einsätze oder Wartungstermine online buchen.
  • Tracking: Verfolgung von Lieferungen oder des Bearbeitungsstands ihrer Servicefälle.
  • Dokumentation & Wissen: Zugriff auf Handbücher, FAQs, Knowledge-Base-Artikel oder Video-Tutorials.
  • Kundendaten & Verträge: Einsehen von Wartungsverträgen, SLA-Reports oder Rechnungshistorie.
Customer Self-Service Portale entlasten die Service-Hotline beträchtlich. Statt für jede Kleinigkeit im Support anzurufen, nutzen viele Kunden gerne den digitalen Weg – denn B2B-Kunden sind ja auch Privatpersonen, die im B2C längst an Online-Services gewöhnt sind. Die jüngere Generation, die mit digitalen Technologien aufgewachsen ist, erwartet einfach, vieles selbst online machen zu können.
Customer Communities sind ein weiterer Trend: Einige B2B-Unternehmen schaffen Online-Foren oder Community-Plattformen, wo Kunden und Partner sich austauschen. Auf solchen Plattformen können Nutzer Fragen zu Produkten stellen, die oft von anderen Kunden oder Unternehmensmitarbeitern beantwortet werden. So entsteht eine Wissensbasis, die allen hilft, und das Support-Team des Unternehmens wird entlastet. Zusätzlich fördert dies die Kundenbindung, weil Kunden Teil einer „Community“ werden.
IoT-Plattformen verbinden sich mit Self-Service, indem sie Echtzeitdaten der Maschinen bereitstellen. Viele Maschinenbauer bieten ihren Kunden Dashboards an: Der Kunde sieht Online-Zustände seiner Maschinen, bekommt automatisch Alerts, wenn etwas aus dem Ruder läuft, und kann vielleicht einfache Fernwartungen selbst anstoßen (z.B. einen Neustart oder Kalibrierlauf via Fernzugriff).
So eine Transparenz gab es früher nicht – man war auf Meldungen der Betreiber angewiesen. Jetzt kann der Service auch proaktiv reagieren: Beispielsweise zeigt das Dashboard an, dass eine Komponente verschleißt; der Anbieter könnte dann automatisiert dem Kunden vorschlagen, das Teil zu bestellen und auszutauschen, bevor es ausfällt.
Letztlich zielen digitale Service-Plattformen darauf ab, den Kunden Eigenständigkeit zu geben, ohne ihn allein zu lassen. Natürlich bleibt ein persönlicher Support für schwierige Fälle unerlässlich. Doch wenn 80 % der Standardfragen über Self-Service abgewickelt werden, profitieren alle Seiten: Kunden erhalten schneller Antworten (sofort, nicht erst am nächsten Werktag) und Anbieter sparen Ressourcen.
Die Einführung von Self-Service-Portalen muss gut geplant werden. Sie erfordert die Aufbereitung vieler Daten (Stücklisten, Dokumente, Wissensartikel) und Schnittstellen zu ERP/CRM, damit Bestellungen und Tickets ins Backend gelangen. Ebenso braucht es ein Rechte- und Rollenkonzept, damit jeder Kunde nur sieht, was er sehen darf.
Bei erfolgreicher Implementierung ergeben sich aber enorme Vorteile: Höhere Kundenzufriedenheit, messbar geringere Supportkosten und oft auch zusätzlicher Umsatz, weil Cross- und Upselling-Potenziale genutzt werden (z.B. ein Kunde sieht im Portal Zubehör, das er gleich mitbestellt). Insbesondere das Upselling kann durch gezielte Empfehlungen und personalisierte Angebote im Self-Service-Portal gesteigert werden. So wird nicht nur der direkte Verkauf gefördert, sondern auch die Kundenbindung langfristig gestärkt.

3.4. Was bringen digitale Lernplattformen, Webinare oder AR-gestützter Remote-Service?

Wissen ist im industriellen B2B-Kontext eine der wichtigsten Währungen – sowohl intern (Mitarbeiterschulung) als auch extern (Kundenschulung). Komplexe Produkte erfordern fundierte Kenntnisse für Installation, Betrieb und Instandhaltung. Digitale Tools haben die Wissensvermittlung revolutioniert: E-Learning-Plattformen, Webinare und AR-gestützte Trainings ermöglichen es, Wissen schneller, skalierbarer und multimedialer zu teilen.
Unternehmen schulen ihre Servicetechniker oder Vertriebsingenieure heute häufig über Learning Management Systeme (LMS) mit E-Learnings, anstatt alle in Präsenzschulungen zu schicken. Werden neue Features gelauncht, werden nicht jedes Mal Vor-Ort-Schulungen für den weltweiten Service abgehalten, sondern kurze E-Learning-Module (Videos, Quiz, Simulationen) produziert, die jeder Techniker online absolvieren kann. Das spart Zeit und Kosten und stellt sicher, dass bis zum Produktlaunch alle auf dem neuesten Stand sind. Mit Gamification-Elementen (Punkte, Zertifikate) wird die Motivation hochgehalten.
Früher hätten Kunden vielleicht einen Trainer ins Haus bestellt oder Mitarbeiter zum Hersteller geschickt für eine Schulung. Heute werden vermehrt Webinare und Online-Workshops angeboten. Diese Sessions kann man aufzeichnen und neuen Kunden als On-Demand-Training zur Verfügung stellen. Ein Indiz für den Erfolg dieses Formats: Viele Unternehmen berichten von reger Teilnahme an solchen virtuellen Schulungen – teilweise mehr Teilnehmer als man je in einen Seminarraum bekommen hätte, weil keine Reisekosten anfallen und mehrere Mitarbeiter pro Kunde teilnehmen können.
Wie bereits erwähnt, bieten AR- und VR-gestützte Lernumgebungen eine großartige Möglichkeit, praxisnah zu üben. Ein Servicetechniker kann in VR den Reparaturvorgang an einer Anlage durchspielen, bevor er zum ersten Mal allein zum Kunden fährt. Er kann Fehler machen, aus denen er lernt, ohne Schaden anzurichten. AR kann ergänzend im Feld als Learning on the Job dienen: Wenn ein neuer Mitarbeiter zum ersten Mal eine Wartung macht, nutzt er die AR-Brille, die ihn Schritt für Schritt leitet. Dadurch lernt er beim Tun und kann das Gelernte nach und nach auch ohne Hilfsmittel anwenden.
Wissensmanagement ist ebenfalls ein Aspekt: Digitale Wissensdatenbanken und AI-gestützte Q&A-Systeme helfen, das Know-how erfahrener Mitarbeiter festzuhalten und verfügbar zu machen. Früher war derartiges Wissen oft still in den Köpfen der Veteranen – nun steht es digital bereit, eventuell sogar für Kunden zugänglich. Manche Firmen experimentieren auch mit AI-Bots, die auf diese Wissensdaten zugreifen: Ein Techniker kann in natürlicher Sprache fragen, „Wie behebe ich Fehler E42 bei Maschine ABC?“ und der Bot liefert die Lösungsschritte aus der Datenbank (oder ruft das passende Dokument auf).
Auch für Kunden werden vermehrt digitale Trainingsangebote nach dem Kauf gemacht: Etwa E-Learning-Module für Maschinenbediener, damit diese das Optimum aus der neuen Maschine herausholen. Das ist eine Win-Win-Situation – der Kunde profitiert durch effizientere Nutzung, der Anbieter durch geringere Supportfälle und zufriedenere Anwender.
Abschließend lässt sich sagen: Wissen digital zu vermitteln, erfordert zwar initialen Aufwand (Inhalte aufbereiten, Plattform einführen), zahlt sich aber in Skaleneffekten und Qualitätssicherung aus. Unternehmen können sicherstellen, dass überall auf der Welt konsistente Informationen ankommen. Und Lernende können in ihrem eigenen Tempo und genau bei Bedarf (Just-in-Time-Learning) Wissen abrufen. Im dynamischen Industrie-4.0-Umfeld ist das essenziell, um mit den Neuerungen Schritt zu halten.

3.5. Was sind Anwendungsbeispiele aus der Praxis, insbesondere aus dem Bereich industrieller Wartung und Service?

Zum Abschluss des Service-Kapitels betrachten wir einige konkrete Beispiele, wie B2B-Unternehmen digitale Service-Strategien umgesetzt haben – mit Fokus auf industrieller Wartung und Instandhaltung:
  • Ein globaler Pumpenhersteller hat ein 24/7-Remote-Service-Konzept eingeführt. Kernstück ist eine Leitstelle, wo erfahrene Ingenieure per Video und AR Support leisten. Wenn in einer abgelegenen Förderanlage eine Pumpe ausfällt, setzt der lokale Techniker eine AR-Brille auf und verbindet sich mit der Leitstelle. Der Experte sieht live das Sichtfeld und führt den Techniker durch die Fehlerbehebung. Für den Kunden bedeutet das schnellere Hilfe und weniger Stillstand, für den Hersteller sinkende Servicekosten und die Möglichkeit, Serviceverträge mit garantierten Reaktionszeiten anzubieten.
  • Ein führender Druckluft-Spezialist hat eine Predictive Maintenance Plattform entwickelt, bei der Kompressoren online angebunden sind und Betriebsdaten in eine Cloud-Plattform senden. Dort werden sie analysiert und generieren bei Anzeichen von Verschleiß automatisch Serviceempfehlungen, die im Dashboard des Kunden erscheinen. Servicepartner erhalten Benachrichtigungen, um Termine zu vereinbaren, was Ausfälle proaktiv verhindert. Das Unternehmen bietet zudem ein Geschäftsmodell an, bei dem Kunden die Verfügbarkeit von Druckluft kaufen und der Hersteller sich komplett um Wartung und Betrieb kümmert – ermöglicht durch digitale Überwachung.
  • Ein Anbieter von Hydraulik und Fabrikautomation hat eine AR-App namens „Visual Service Assistance“ entwickelt. Kunden oder Servicetechniker können mit dem Tablet die defekte Komponente filmen, die App erkennt per Objekterkennung um welches Bauteil es sich handelt und schlägt direkt die Bestellnummer und Lagerverfügbarkeit vor. So wird das oft aufwändige Identifizieren von Ersatzteilen drastisch vereinfacht – kein Durchsuchen von Katalogen mehr, kein Risiko, das falsche Teil zu bestellen. Die Bestellung kann dann via App oder Kundenportal sofort ausgelöst werden.
  • Ein Unternehmen, das große Chemieanlagen errichtet, stellt seinen Kunden nach Abnahme eine digitale Wartungsdokumentation zur Verfügung. Darin ist jede Pumpe, jedes Ventil digital erfasst mit allen Dokumenten, Prüfberichten und Wartungsplänen. Wartungsteams nutzen Tablets vor Ort, um Prüfungen abzuhaken; das System erzeugt automatisch Berichte und hält die Historie nach. Bei Audits kann der Kunde dann mit ein paar Klicks nachweisen, dass alle vorgeschriebenen Checks erfolgt sind. Zudem werden Auffälligkeiten durch das System analysiert, und der Hersteller bekommt Insights für mögliche Konstruktionsverbesserungen.
  • Ein großer Robotikhersteller hat seine Kundenschulungen in eine Hybridakademie überführt. Kunden können frei wählen: E-Learning-Module zum Selbstlernen, Live-Webinare zu Spezialthemen, VR-Trainings für schwierige Notfallsituationen, oder klassische Vor-Ort-Trainings, die aber durch digitale Tools ergänzt werden. Durch diese Flexibilität konnten in einem Jahr dreimal so viele Personen geschult werden wie früher. Gleichzeitig konnten die Schulungsressourcen effizienter verteilt werden. Kundenfeedback war positiv, da Mitarbeiter nun leichter Zugriff auf Weiterbildung haben. Dies stärkt auch die Bindung an den Hersteller.
Diese Praxisbeispiele unterstreichen die Vielfältigkeit digitaler Serviceinnovationen. Gerade im industriellen Umfeld – Maschinenwartung, Anlagenservice, technischer Support – zeigen sich handfeste Vorteile: schnellere Problemlösung, weniger Fehler, geringere Kosten und neue Geschäftsmodelle.
Unternehmen, die solche digitalen Serviceangebote implementieren, differenzieren sich im Markt. Service wird vom „Cost Center“ zum Werttreiber und Verkaufsargument. Beispielsweise kann ein Maschinenhersteller mit Stolz sagen: „Wir garantieren 99% Anlagenverfügbarkeit, weil unser digitaler Service das sicherstellt“ – ein schlagkräftiges Argument beim Verkauf der Maschine.
Allerdings erfordert dies auch ein Umdenken: Service-Mitarbeiter müssen neue Tools beherrschen (AR-Brillen, Analytics-Dashboards), IT-Sicherheit wird wichtiger (Fernzugriff auf Maschinen braucht Absicherung) und das Geschäftsmodell kann sich Richtung Service-Verträge verlagern.
Die vorgestellten Beispiele aus Wartung und Service zeigen aber eindeutig: Digitale Strategien in diesem Bereich sind nicht Zukunftsmusik, sondern bereits heute realisiert – und sie machen den entscheidenden Unterschied in der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens der Industrie 4.0 aus.

Fazit zur Digitalisierung in B2B-Marketing, -Vertrieb und -Service

Die Hannover Messe 2025 steht symbolisch für den Aufbruch in eine neue industrielle Ära: Überall werden smarte Maschinen, AI-Lösungen und nachhaltige Technologien präsentiert. Doch der Erfolg dieser Innovationen hängt wesentlich davon ab, wie gut sie ihren Weg zum Kunden finden – und hier kommen digitale B2B-Strategien ins Spiel. In Marketing, Vertrieb und Service haben wir gesehen, wie digitale Ansätze die Vermittlung komplexer Themen revolutionieren können.
Im Marketing helfen Content-Strategien und Thought Leadership dabei, Vertrauen und Interesse aufzubauen, während Social Media und digitale Events die Markenreichweite enorm erhöhen. AI ermöglicht eine nie dagewesene Präzision in der Kundenansprache, was gerade bei erklärungsbedürftigen Industrieprodukten ein Segen ist. Unternehmen, die in hochwertige Inhalte und datengestütztes Marketing investieren, positionieren sich als kompetente Partner und bleiben im Relevant-Set der Entscheider.
Im Vertrieb ist die Devise „digital first, but not only“. Personalisierung und Self-Service erleichtern den Einkaufsprozess für Kunden, AI-Tools geben dem Vertrieb den entscheidenden Wissensvorsprung, und Omnichannel-Konzepte sorgen für ein konsistentes Erlebnis über alle Kontaktpunkte hinweg. Die besten Vertriebsorganisationen schaffen es, digitale Effizienz mit menschlicher Nähe zu kombinieren – sie nutzen Daten und Automatisierung, um im richtigen Moment persönlich zur Stelle zu sein. Damit bedienen sie sowohl die Kunden, die gern digital kaufen möchten als auch jene, die an kritischen Punkten Beratung suchen.
Im Service schließlich zeigt sich eindrucksvoll, wie digitale Technologien die Betreuung nach dem Kauf transformieren. AR und VR machen Unsichtbares sichtbar und vereinfachen Wartung und Schulung. Service-Plattformen geben Kunden Autonomie und beschleunigen Abläufe. Wissen lässt sich heute in Windeseile global verteilen, was die Qualität und Sicherheit im Umgang mit komplexen Produkten erhöht. Die Beispiele aus industrieller Wartung demonstrieren, dass digital unterstützter Service nicht nur effizienter ist, sondern auch neue Wertangebote ermöglicht – vom Remote-Fix bis zur Garantie maximaler Verfügbarkeit.
Für Fachleute aus Marketing, Vertrieb und Service bedeutet dies, dass sie in ihren Bereichen Neuland betreten müssen. Die traditionellen Silos zwischen diesen Abteilungen weichen auf, weil die digitale Customer Journey fließend ist. Marketing generiert Leads über Webinare, die der Vertrieb digital weiterverfolgt; der Service liefert Input für Content-Marketing (z.B. häufige Kundenfragen als Blogartikel) und nutzt gleichzeitig Marketingkanäle, um Kunden über neue Service-Features zu informieren. Eine integrierte Strategie über alle drei Bereiche hinweg wird zum Schlüsselfaktor.
Die Herausforderungen sind dabei nicht zu unterschätzen: Es gilt, passende Technologien auszuwählen, Mitarbeiter zu schulen, Datensilos aufzubrechen und natürlich stets die Datensicherheit und den Schutz sensibler Informationen im Blick zu haben. Doch die Belohnung ist eine Business-Exzellenz, die in der digitalen Industrie-4.0-Welt den Unterschied macht. Unternehmen, die digitale B2B-Strategien konsequent umsetzen, berichten von effizienteren Marketing-Funnels, kürzeren Vertriebszyklen und zufriedeneren, loyaleren Kunden im Service – unterm Strich von Wachstum und Wettbewerbsvorteilen.
Die Hannover Messe 2025 hat eine „Woche der Zuversicht“ ausgerufen haben, und diese Zuversicht gründet darauf, dass Technologieprobleme gelöst werden können. Genauso wichtig ist aber die Zuversicht, dass wir die Kommunikation dieser Technologien meistern. Mit den hier beschriebenen digitalen Strategien sind B2B-Unternehmen bestens gerüstet, die Brücke zwischen Hightech-Innovation und praktischer Anwendung beim Kunden zu schlagen.
In der Verbindung von Industrie 4.0-Themen mit digitalen Kommunikationswegen liegt enormes Potenzial: Komplexes verständlich machen, Kunden begeistern und nachhaltige Geschäftsbeziehungen im digitalen Zeitalter aufbauen. Die Zukunft des B2B gehört denjenigen, die beides beherrschen – Spitzentechnologie und digitale Vermittlungskunst.

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